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Geplante Veranstaltungen für 2024
Altes Brauchtum in Remmesweiler
Altes Brauchtum in Remmesweiler
Januar:
Heilige 3 Könige: Im Volksglauben spielte vor allem der Vorabend zum Dreikönigstag eine besondere Rolle: als letzter Abend der zwölf Raunächte galt er als der Schlimmste und hieß deswegen Oberstnacht. In der Kirche wurde am „Fest der Erscheinung des Herrn“ das Evangelium der drei Weisen (Mt., 1-12) gelesen, die kamen, um das Kind anzubeten und um ihre Gaben darzubringen. Zusätzlich wurde das Taufwasser geweiht; ebenso Kreide, Weihrauch und Salz für den Hausgebrauch. Auf den Bauernhöfen wurde ein Teil des geweihten Salzes gleich dem Vieh gegeben, um es vor Krankheiten zu bewahren. Mit der geweihten Kreide wurden die Segenzeichen „C + M + B- Christus Mansionem Benedicat – Christus segne dieses Haus“ an die Türen geschrieben.
Sternsingen: Als „Sternsingen bezeichnet man den Umgang der als Kaspar, Melchior oder Balthasar verkleideten Buben oder Mädchen. Sie tragen einen Stern mit sich, singen in den Häusern verschiedene Dreikönigslieder und schreiben mit geweihter Kreide die Segenzeichen und die Zahl des neu angefangenen Jahres an die Haustüren. Als Gegenleistung erhalten sie Süßigkeiten und kleinere Geldbeträge, die in der Regel für die jährliche Sternsingeraktion der Pfarrgemeinden und des Kinderhilfswerks gedacht sind. Der Sternsingerbrauch wurde erst im Spätmittelalter im Umkreis von Bischofssitzen von den Chorschülern ausgeübt. Heute gibt es kaum noch eine Gemeinde, in der nicht als „Heilige Drei Könige“ verkleidete Kinder in den Pfarreien umerziehen. Am Dreikönigstag werden die Kerzen am Christbaum zum letzten Mal angezündet, dann wird der Baum geleert.
Raunächte: Die zwölf Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar zählt der Volksglaube zu den Raunächten, also jenen Nächten, in denen vor allem im ländlichen Raum Haus und Hof ausgeräuchert und mit Weihwasser versprengt werden müssen, damit sie nicht von den bösen Geistern eingenommen werden. Diese ziehen nämlich in wilder Jagd durch die Lüfte und versuchen den Menschen Unheil zuzufügen. Die Silvesternacht und die „Oberstnacht“ (Nacht zum 6. Januar) galten als die gefährlichsten Nächte. In Raunächten durften Frauen und Kinder nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Haus und Hof, Küche und Werkstatt mussten aufgeräumt sein, Wäsche durfte nicht auf der Leine hängen, weil Unordnung von den Geistern bestraft wurde. In der Christnacht konnte sich Wasser in Wein verwandeln, Tiere konnten in dieser Nacht sprechen und auf ihre Art Weihnachten feiern. Im Volksglauben galt die Zeit zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar als Verbindung zwischen dem „Fest der Menschwertung Jesu“ und dem „Fest der Erscheinung des Herrn“. Der Zeitraum galt als heilige Zeit, die durch Arbeits- und Gerichtsruhe gekennzeichnet ist und in der darum bestimmte Tätigkeiten verboten sind. Dass in dieser heiligen Zeit auch unheilige Figuren auftreten hat den Sinn, auf die Verfallenheit des Menschen und das Böse in ihm hinzuweisen. Die „Oberstnaht“ wird auch „Obrist- Tag“ genannt und bezeichnet das „Fest der Erscheinung des Herrn“, also den Dreikönigstag.
Der Sponnt: Schon an Januar kamen die Mädchen zu den gemeinsamen Strick- und Spinnabenden, dem Sponnt. Eine volle Truhe Tuch war der Stolz einer jeden Bauernfamilie. Sowohl einheimische als auch auswärtige Burschen hatten an diesen Abenden Gelegenheit die spätere Freierei einzufädeln. Auf der Mundorgel spielten die jungen Männer Walzer, Schottisch Drehen und Polka. Wir lernten dabei tanzen. (Aus der Erzählung von Katharina Hell, geb. Krob, die am 19.12.1860 in Remmesweiler geboren wurde.)
Spinnabend um 1920 in Remmesweiler
Im Januar wünscht sich der Landmann Kälte und Trockenheit, den ein kalter Winter berechtigt zur Erwartung eines fruchtbaren Sommers, während ein milder , regnerischer Januar einen langen und rauen Nachwinter befürchten lässt. Der Januar ist durchschnittlich der kälteste und niederschlagärmste Monat des Winters. Das Anwachsen der Tage zeigt folgender Spruch an:
Am Neujahr ist der Tag um einen Hahnenschritt,
am Dreikönigstag 6. Januar) um einen Hirschsprung,
an Sebastian (20. Januar) um eine ganze Stunde länger,
allein Lichtmess (2. Februar) merkt man erst etwas davon.
Bauernregeln im Januar: Januar warm, dass Gott erbarm. Gibt’s im Januar viel Regen, bringt den Früchten keinen Segen. Wenn an Antoni (17. Januar) die Luft ist klar, so gibt es ein trockenes Jahr, wenn er nicht regnet, er doch an Schnee nicht spart. Wer einsam war und sich nach einem lieben Menschen sehnte, der betete zum heiligen Antonius mit folgenden Worten: „Heiliger Antonius, ich fleh dich an, schick mir einen braven Mann!“.
Was die Tiere sagen: Scharren die Mäuse tief sich ein, wird ein harter Winter sein. Schlechtes Wetter wird, wenn die Regenwürmer Erde aufwerfen oder auf der Erdoberfläche zu sehen sind.
Was die Pflanzen sagen: Hängt die Birne fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel. Wenn die Bienen zeitig verkitten, kommt bald ein harter Winter geschritten.
Der bäuerliche Jahresreigen: In früheren Zeiten spielten Überlieferungen und Sitten im bäuerlichen Leben noch eine große Rolle. Die Landbevölkerung, die größtenteils weder lesen noch schreiben konnte, richtete sich nach dem kirchlichen Jahr, nach besonderen Feiertagen wie beispielsweise Lichtmess oder Siebenschläfer, nach Geburts- oder Todestagen von Märtyrern oder Seligen. Die wichtigen Tage wurden einfach nach den Heiligen benannt. Somit ergaben sich aus dem Heiligenkalender der Kirche und ihren beweglichen Festen wichtige Fix- und Merktage für die bäuerliche Arbeit in Feld und Flur, im Wald, auf Weide und Wiese, im Weinberg und Garten, bei Ernte und Aussaat, bei Tieren, beim Jagen und Fischen. Im bäuerlichen Jahresablauf war es überlebenswichtig, die besten Saat- und Erntezeiten zu kennen. Durch genaues Beobachten der einzelnen Jahreszeiten erkannte man, dass sich zu bestimmten Tagen oder Zeiträumen Veränderungen im Witterungscharakter ergaben. Im Laufe der Zeit sammelten sich unendlich viele Bauer-, Wetter- und Verhaltensregeln an. Diese Tage , an den Tagen der Namenspatronen festgehalten, nannte man Los- oder Merktage.
Die Lostage : Ursprünglich gab es nur zwölf Lostage, nämlich die zwölf Nächte von Weihnachten bis Dreikönig. Aus Erfahrung und eingehender Beobachtung schälten sich dann nach und nach die für den Landmann guten und schlechten Tage heraus. Da die Bauern das Zusammenwirken der Jahreszeiten und selbst die kleinsten Vorgänge am Himmel und auf der Erde sehr sorgfältig beobachteten , war ihnen die Natur Wetterstation und Barometer zugleich. In einfachen Merkversen lässt sich der gesamte Jahresablauf – aufgehangen an den Lostagen- in dieser alten , überlieferten Spruchweise erkennen:
DER LAUF DES JAHRES
Trink Wein per circulum anni (das ganze Jahr hindurch) |
Iss Lammbraten Oculi (dritter Fastensonntag) |
Hafer, Gerste Benedikt (21. März) |
Linsen Philippi Jakobi (1. Mai) |
Säe Flachs und Hanf Urbani (25. Mai) |
Viti Kraut, Erbsen Gregori (15. Juni, 12. März) |
Wicken, Rüben Kiliani (8. Juli) |
Grab Rüben Ketten Petri (1. August) |
Säe Korn Ägidi (1. September) |
Bleib Stuben Kalixi (14. Oktober) |
Schneid Kraut Simonis Juda (28. Oktober) |
Iss Gans Martini (11. November) |
Heiz warm Geburt Christi (25. Dezember) |
Die Lostage nahmen bei der Landbevölkerung eine ganz besondere Rolle ein und galten als wichtige Orientierungshilfe für Saat, Anbau und Ernte. Anhand der Lostage ließ sich die zu erwartende Witterung erkennen, ob es warm oder kalt, feucht oder trocken, windig oder still sein würde. Aus dem christlichen Jahreskalender sind weit über 100 Lostage bekannt. Daneben gab es auch noch die Schwend- oder Unglückstage, die ebenfalls sehr große Beachtung fanden.
Die Schwendtage : Die Schwendtage (von „schwinden machen“) sind im Gegensatz zu den Lostagen wahre Unglückstage, an denen nichts Neues beginnen durfte. Es waren obendrein äußerst ungünstige Zeitpunkte für neue Arbeiten, für Reisen jeder Art, für den Beginn von Geschäften, für Hochzeiten oder Verlobungen, für den Abschluss von Verträgen und beispielsweise für den zur damaligen Zeit gebräuchlichen Aderlass. Wer sich von einem Menschen trennen wollte, unternahm dies an einem Schwendtag, ebenso wie das Roden von Land oder das Pflügen des Ackers, damit das Unkraut nicht mehr nachwuchs. Begünstigt waren außerdem das Putzen, Reinigen und Saubermachen.
Wettersprüche und Bauernregeln: In keinem bäuerlichen Haushalt gab es ein Barometer. Jeder Landmann und ständig in der freien Natur Arbeitende wusste aus eigener Beobachtung der Jahreszeiten, ergänzt durch Wissen und Erfahrungen, sehr viel über das Wetter und seine bisweilen überraschenden Veränderungen. Nach den Erfahrungen bäuerlicher Wetterbeobachter und „Klimakundler“, wie man die Wetterpropheten in einigen Regionen auch nannte, konnte man von manchen Zeichen und raschen Veränderungen am Himmel und in der Natur mit Bestimmtheit auf das kommende Wetter schließen. Mit langfristigen Wettervorhersagen ließen sich auch große Zeiträume abdecken. Das half bei der Planung des Anbaus aus Äckern und Feldern, bei der Anschaffung von Saatgut und der Einteilung von Knechten, Helfern und Dienstboten. Neben den langfristigen Wetterregeln für das gesamte Jahr kennt man mittelfristige für den Monat sowie für die Woche und den Tag.
Der BauernthermometerZum Messen der Temperatur des Mistes bastelte man sich auf dem Lande ein Bauernthermometer. Dafür braucht man ein etwa nussgroßes Stück Butter, das mit einer gleichen Menge Talg vermengt wird. Die Masse wird geschmolzen in ein hohes Trinkglas oder in eine kleine Flasche gegeben. Wird das Gemenge nach dem Abkühlen im Gefäß in die Mist gestellt und bald flüssig, so ist der Mist zu warm. Bleibt es fest, ist die Wärme zu schwach. Ist die Temperatur richtig, so sieht das Gemenge im Glas wie dicker Sirup aus. Für das Bauernthermometer kann auch Schmalz oder Schmelzbutter verwendet werden. Bleibt das Wetter gut? Wann kann die Aussaat erfolgen, wann das Heu eingefahren werden? Das sind für den Bauern wichtige Fragen, denn alle Arbeiten auf Acker, Feld, Flur und Wald sind vom Wetter abhängig. Der kundige Landmann berief sich, wenn er mit seiner Weisheit am Ende oder sich seiner Sache nicht ganz sicher war, auf den bewährten hundertjährigen oder immer währenden Kalender.
Tiere als Wetterpropheten: Aus der Beobachtung von Tieren, Insekten und Pflanzen kann auf zukünftige Wetterveränderungen geschlossen werden. Gute Wetter Wetterpropheten sind z.B. Bienen, Ameisen und Spinnen, die als besonders wetterfühlig gelten. Sie reagieren schon 150 Stunden im Voraus auf eine Veränderung oder Verschlechterung des Wetters. Wenn Tiere mit ihrem untrüglichen Instinkt eine Wetterfront herannahen fühlen, nehmen sie meist eine Ortsveränderung vor. Aus dem genauen und sorgfältigen Beobachten von Tieren, ihren Gewohnheiten und ihrem Verhalten lässt sich mit fast hundertprozentiger Treffsicherheit auf bevorstehende Veränderungen des Wetters schließen. Besonders sensibel reagieren Spinnen auf sich nähernde Unwetter und Wetterveränderungen: Fangen die Spinnen an, ihr Netz größtenteils zu vernichten und an langen in ihre Schlupfwinkel zu flüchten, weiß im Sommer der aufmerksame Beobachter, dass in Kürze mit einem Sturm zu rechnen ist. Da die Pflege der Bienen besondere Sorgfalt und Hingabe verlangt, weiß jeder Landsmann und Imker viel über die fleißigen Insekten. Am Tage fleißig ausschwärmende Bienen verheißen gutes Wetter. Wenn sie den Bienenstock jedoch nicht verlassen, warnen sie vor Gewitter und Unwetter.
Pflanzen als Wetterpropheten: Wer sich mit der Natur auskennt, erkennt im Verhalten von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen, wann sich das Wetter verändern wird, ob ein Gewitter im Anzug ist, wann man mit dem lang ersehnten Regen rechnen kann oder ob eine Schönwetterperiode bevorsteht. Weil Pflanzen an dem Ort, an dem sie wachsen, fest gebunden sind, müssen sie sich mehr als jedes andere Lebewesen an das jeweils herrschende Wetter und Klima ihrer Umgebung anpassen. Das lässt treffende Beobachtungen und Prognosen zu. Bäume sind wahre Wetterpropheten und unfehlbare Ratgeber. Nicht von ungefähr brachten ihnen unsere Ahnen allgemein große Verehrung entgegen, sahen sie sogar als „heilige an, beteten zu ihnen und brachten ihnen Opfer dar, weil sie durch sie Gottes Gegenwart erblickten und fühlten. Die Reaktionen der Pflanzen: Verliert ein Baum frühzeitig sein Laub, kann man mit einem milden oder kurzen Winter rechnen. Einen kalten und strengen Winter gibt es, wenn die Blätter sehr lang am Baum bleiben. Wenn der Holunderbaum, einst als heiliger Baum des Hauses betrachtet, seine Blüten entfaltet, wusste der Bauer, dass vier Wochen nach der Blütenpracht die Halmfrucht reif zur Ernte war. So verkündete der Blütenstand, wie auch ein Lostag, das kommende Wetter. Hielt sich die Holunderblüte recht lang, stand eine lange Ernte bevor, verblühte der Holunder bereits nach kurzer Zeit, war die Ernte bald vorüber. Ein gern angewandtes Wetterorakel waren Eichäpfel, die um den Michaelistag gesammelt und eingehend untersucht wurden. Ein weiterer Prophet war die Linde. Wenn ihre Blüten viel stärker als normalerweise dufteten, war das ein verlässliches Anzeichen für zu erwartenden regen. Ein beliebter Wetteranzeiger, der Tannenzapfen, durfte auf keinem Bauernhof fehlen. Je nachdem, wie weit er sich öffnete, ließ sich die kommende Witterung deuten. Überliefert sind überdies zahlreiche Distelsprüche, die noch heute ihre Gültigkeit haben.
Späte Rosen im Garten, schöner Herbst und der Winter lässt warten.
Halten Birk und Weide ihr Wipfellaub lang, ist zeitiger Winter und gut Frühjahr im Gang.
Hängt die Birne fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.
Wenn die Esche Knospen trägt, gibt es keinen Frost mehr.
Wie der Holunder blüht, Rebe auch und Lieb erglüht, Blühen beid im Vollmondschein, gibt/s viel Glück und guten Wein.
Der besondere Einfluss des Mondes: Der Mond übt auf das Wetter, die Atmosphäre, das Klima und auf den Menschen einen ganz besonderen Einfluss aus. Die Bauern wissen genau:Der Mond, der Mondwechsel, die einzelnen Mondphasen und der Mondlauf durch die einzelnen Tierkreiszeichen müssen sorgfältig beobachtet werden. Nicht umsonst wurde der Mond des „Bauernkalender“ genannt. Seine regelmäßigen Phasen, die jährliche Wanderung durch den Tierkreis ließen den Mond zu einer Art Jahreszeit- oder Monduhr werden. Einige Wetterregeln besagen: Wie das Wetter am Tage des ersten Viertels, so ist es auch in den nächsten sieben Tagen. Das Wetter geht vom Tage des letzten Viertes bis Neumond ins Entgegengesetzte über. Vom Neumond bis zum ersten Viertel bleibt das Wetter gleich bis zum Vollmond.
Was der Mond verkündet: Gewitter in der Vollmondzeit verkünden regen weit und breit.
Die unterschiedlichen Monatsnamen:
Heute Altdeutsch Lateinisch |
Januar Wintermond Januaris |
Februar Hornung Februaris |
März Saatmond Martius |
April Ostermond Aprilis |
Mai Wonnemond Maius |
Juni Rosenmond Junius |
Juli Erntemond Quintilis |
August Sommermond Sextilis |
September Herbstmond September |
Oktober Weinmond October |
November Jagdmond November |
Dezember Christmond December |
Februar:
Der Februar, auch Eismond genannt, ist der zweitkälteste Monat des Jahres und alle drei bis vier Jahre kälter als der Januar. Es ist der Hauptschneemonat, es gibt aber schon vereinzelt warme Tage. Da ein warmer Februar ungesund für Menschen wie für Schafe ist, heißt es mancherorts:“ Wenn im Februar spielen die Mücken, so gibt/s im Schafstall große Lücken.“ Oder „Februar spricht zum Januar: Hätt ich die Macht wie du, ich ließ das Kalb erfrieren in der Kuh:“ Im Monat Februar ist Mariä Lichtmess, der 2. Februar, der Tag, dem ein sehr großer Einfluss auf das Wetter zugeschrieben wird. In manchen Februarmonaten gibt es um den 15. herum einen spürbaren Kälterückfall, der für Menschen und Tiere gleichermaßen grausam sein kann.
Mariä Lichtmess- 2. Februar – Lostag: Mit dem Lichtmesstag begann das eigentliche Jahr des Bauern. Dieses Fest war früher einer der wichtigsten Tage im bäuerlichen Jahresablauf. Um Mariä Lichtmess(40 Tage nach Weihnachten) herum sollte jeder gute Bauer noch die Hälfte der Winterfütterung besitzen. In der Kirche werden an diesem Tag die sogenannten Donnerkerzen geweiht, die das ganze Jahr über vor Blitzschlag und Feuersbrünsten schützen sollen. An vielen Orten wird dieser Tag mit festlichen Lichterprozessionen begangen. Aus unserem Heimatort Remmesweiler ist bekannt, dass noch bis zum Ende des 1900- Jahrhunderts am Lichtmesstag eine Schale mit Milch auf den Heuboden und in Ställen aufgestellt wurde, mit der Hoffnung das Mensch und Tier vor Krankheit und Feuer verschont werden. Der Mariä Lichtmesstag war auch der Wandertag der Dienstboten und Handwerksgesellen, die auf Wunsch entlassen und wieder neu eingestellt wurden. Sie bekamen vom Bauern zum Jahreslohn ihr Dienstbüchlein ausgehändigt, ein sehr wichtiges Dokument für den Besitzer; darin waren das Verhalten und Leistungen niedergeschrieben. Eingestellte oder wieder Eingestellte(„Gebliebene“) erhielten an diesem Tag vom Bauern ein Haftgeld im Voraus. Wenn die Einstellungen abgeschlossen und Arbeitsverhältnisse geklärt waren, kam für die Knechte und Mägde die „Schlenkweil“ oder die „Schlankldog“ (eine Art Urlaub). Die Zeit wurde genutzt, um sich kennen zu lernen oder um noch ein paar Tage bei den Eltern oder Geschwistern zu verbringen.
Bauernregeln im Monat Februar:
Lichtmess- 2. Februar- Lichtmess spenne vergess, beim helle se Nacht gess.
Wenn/s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nimmer weit.
Lichtmess dunkel, wird der Bauer ein Junker, Lichtmess Sonnenschein, bringt viel Schnee herein, ist/s aber hell und rein, wird/s ein langer Winter sein.
Valentinstag 14. Februar- An Sankt Valentin friert/s Rad mitsamt der Mühle ein.
Ist/s an Valentin weiß, blüht um Ostern schon der Reis.
Matthias 24. Februar- Matthias hab ich lieb, gib dem Baum den Trieb.
Ist/s an Matthias kalt, hat der Winter noch lang Gewalt. Der Apostel Matthias, ist der Patron und Beschützer der Zimmerleute und Metzger. Nach altem Volksglauben ist der Matthiastag wie alle Lostage ein besonderer Orakeltag- vor allem für Liebesorakel.
Fasching- Gibt/s an Fastnacht viel Sterne, dann legen die Hühner gerne.
Fällt an Rosenmontag Schnee, rufen die Äpfelbäum Juchhe.
Fasnacht schön- Blümlein bald erstehn. An den Faschingstagen wurde auf den Feldern nur das Allernotwendigste getan, ansonsten ruhte die Arbeit. Am Faschingsdienstag aß man sich mit Hinblick auf die Fastenzeit noch einmal so richtig satt. Allerorten ruhte die Arbeit, selbst das Spinnen war nicht erlaubt. So hieß es: „Wenn am Fastnachtsonntag das Spinnrad geht, beißen die Mäuse den Faden ab“. In einigen Gegenden Deutschlands wurde der Faschingssonntag, „feister Sonntag“ genannt, der Faschingsmontag „feister Montag“. Der Aschermittwoch galt als ein guter Aderlasstag. Er war zudem ein Schwendtag, weil an diesem Tag Luzifer aus dem Himmel gestürzt wurde. Mit ihm begann die Fastenzeit; die Altäre in der Kirche wurden blau verhängt. Die Asche aus der Kirche wurde daneben als Abwehrmittel gegen schädigende Einflüsse auf die Felder gestreut. Nach den alten Bauernregeln muss der Wein bis Lichtmess geschnitten sein, sonst weint (blutet) er.
März:
Der Monat März ist die Brücke vom Winter zum Frühling und gilt als der erste Frühlingsmonat. Die ersten Wärmeperioden treten auf, kalt wird es gewöhnlich um die Mitte des Monats. Der Bauer und der Landsmann fürchtet den Kälterückfall, weil die Saat Schaden erleidet, wenn sie nicht durch eine dicke Schneedecke geschützt ist. Der März soll kühl und trocken sein, auch windig, aber nicht warm, weil die vorzeitig aus dem Boden gelockten Knospen und Keime wieder zugrunde gehen können.
Damals im März: Der Winter wird ausgetrieben. Die Verabschiedung des Winters wurde früher deftig gefeiert. In Form einer Holz- oder Strohpuppe wurde der Winter durch das Dorf getragen und ertränkt oder verbrannt. Anschließend schloss sich an das Winterverbrennen das Totenfangen an, ein Fangspiel der Jugendlichen. Als ob der Tod sie selbst verfolgte, stoben die Kinder davon. Ein Jugendlicher trieb sie in der Rolle des „schwarzen Manns.“ Ähnlich lief das Winteraustreiben ab. Ein durch Los „Winter“ bestimmtes Kind wurde von allen anderen aus dem Dorf gejagt. Die Winteraustreiber teilten dabei Schläge mit grünen Zweigen aus. Auch wurde die warme Jahrezeit von den Kindern mit dem Stab- Aus- Fest begrüßt. Mit weiß geschälten Holzstangen ausgerüstet, teilten sich die Kinder in zwei Gruppen. Die eine wurde vom, „Winter“ angeführt, einem mit Stroh verkleideten Jungen, die andere vom „Sommer“, einem mit Efeu drapierten Jungen. Beim Scheingefecht hatte der „Winter“ das Nachsehen.
Bauernregeln im Monat März:
Schnee, der erst im Märzen weht, abends kommt und morgens geht.
Kunigunde- 3. März- Ist Kunigund tränenschwer, dann bleibt gar oft die Scheune leer.
Märzregen geht dürren Sommer entgegen.
Vierzig Ritter- 9. März- Friert/s am Vierzigrittertag, so kommen noch vierzig Fröste nach. Die heiligen Vierzig Ritter oder Märtyrer von Sebaste gaben hier Leben für Jesus Christus hin. Diese Vierzig Männer stehen für alle unbekannten, tapferen Menschen, die ihren Glauben nicht verleugneten und deshalb den Tod erleiden mussten.
Regen, den die vierzig Märtyrer senden, wird nach vierzig Tagen erst enden.
Gertrud- 17. März- Friert/s an Gertrud, der Winter noch 40 Tage nicht ruht.
Josefstag – 19. März- Ist/s an Josefstag klar, folgt ein fruchtbares Jahr.
Ist/s an Josefstag schön, kann/s nur gut weitergehen. Am Josefstag schlägt Sankt Josef nach dem Volksglauben den glühenden Pfahl in die Erde, das heißt, es beginnt die wärmere Jahreszeit. Der heilige Josef ist der Patron der Holzhauer, Tischler, Wagner, Zimmerleute, der Liebes- und Eheleute, der Familie und Kinder.
Mariä Verkündigung- 25. März- Regnet es zu Mariä Verkündigung, so regnet es vier Wochen lang. Ist an Marien schön und rein, wird das Jahr sehr fruchtbar sein.
April
Vom April an bis Mai, steigen die Temperaturen an, jetzt treten auch die ersten Sommergewitter auf. In diesen Tagen fordert der Bauer viel Feuchtigkeit, gemäß den Wetterregeln:“ Nasser April verspricht der Früchte viel.“ Der Monat April wird als besonders launenhaft angesehen, da sich die Witterung beständig ändern kann.
(April tut was er will) Der zweite Tag des Monats April galt bei den Bauern und Weinhändlern als „Gitteltag“, also ein Tag, an dem- drei Stunden nach Sonnenaufgang – ein Geschäft, ein Handel, ein Verkauf besprochen werden sollte. An diesem Tag wurde jeder Betrug entdeckt, jede Unehrlichkeit richtete sich gegen den Betrüger selbst.
Der Palmsonntag: An diesem Tag findet zur Erinnerung an den Einzug Christi in Jerusalem die Palmweihe statt. Vielerorts werden Weide-, Birke- , Haselnuss-, und Stachelbeerzweige, Wachholder-, Buchen- und Ahornzweige geweiht. Die geweihten Palmen sind zauberkräftig und unheilabwehrend. Mit ihnen soll man die Kinder am Palmsonntag leicht berühren, damit sie nicht faul werden. Palmzweige steckte oder legte man hinter Kruzifix, Heiligenbilder und Spiegel, aber auch an die Türen der Zimmer, zwischen Sparren und Dielen der Viehställe. Sie wurden in die Enden der Äcker gesteckt und in die Getreidehaufen gelegt zum Schutz vor Brand und Ungeziefer. Bei Gewitter ins Herdfeuer geworfen, schützten Palmzweige vor Feuersbrünsten.
Bauernregeln an Palmsonntag: Ist/s an Palmsonntag hell und klar, gibt/s ein gut und fruchtbar Jahr. Schneit/s an Palmsonntag in die Palmen, schneit/s später in die Garben. Palmen im Klee, Ostern im Schnee.
Gründonnerstag: Mit dem Gründonnerstag beginnt die Zeit der Karwoche, an ihm ruhen alle Arbeiten. Die Glocken schweigen von diesem Tag an oder „ziehen nach Rom“, um geweiht zu werden und kehren erst am Auferstehungstag, am Karsamstag wieder zurück. An diesem Tag war es in vielen Regionen und Gegenden in Deutschland Brauch, etwas Grünes zu essen: eine Kräutersuppe von sieben oder neun Kräutern (Lauch, Löwenzahn, Petersilie, Sauerampfer, Schnittlauch, Bibernelle, Holundersprossen), Spinat mit Ei, Kräutersoßen, Kräuterquark. Unter den Obstbäumen in dem Garten und auf den Feldern wurde gebetet für Fruchtbarkeit und eine gute Ernte im kommenden Jahr.
Bauernregel für Gründonnerstag: Ist der grüne Donnerstag weiß, so ist der Sommer heiß.
Karfreitag- Stiller Freitag: An Karfreitag (althochdeutsch chara bedeutet Trauer, Wehklage), der Todestag des Heilands, ist ein Tag ernster, stiller Trauer. Jede Arbeit ruht, Geräusch und Lärm wird vermieden, es wird streng gefastet. An diesem Tag soll man nichts verkaufen, nichts verleihen, kein Brot backen, nach dem Abendessen keine Milch abgeben. In einigen Gegenden Deutschlands durfte man nichts trinken, da Christus an diesem Tage Durst litt. Es durften kein Hammer und keine Nägel angerührt werden, da es Christi Marterwerkzeuge waren. Weder Haare noch Bart sollten geschnitten werden, sonst bekam man Kopfweh. Auch das Wetter war an diesem Tag von großer Vorbedeutung: „Regnet/s am Karfreitag, so folgt ein dürrer Sommer“, oder es gehen die jungen Gänse zu Grunde. Der Karfreitag war voller Geheimnis und Magie. Wünschelruten wurden geschnitten und vor Sonnenaufgang wurde das Nagelkraut ausgegraben- das, bei sich getragen, Berge und Schatzgewölbe öffnete und versunkene Schätze auftat. Ein Bad im fließenden Wasser bescherte schöne Haut. Da an Gründonnerstag die Kirchenglocken zum letzten Mal läuteten, bevor sie- der Legende nach – zur Erinnerung an das Leiden des Herrn verstummten und nach Rom flogen, traten als Ersatz am Karfreitag und Karsamstag die Ratschen in Aktion. Die Ministranten bauten die Ratschen vor der Kirche auf und läuteten zum Gottesdienst.
Karsamstag: Der Karsamstag ist der Schlusstag der Fastenzeit. Die verhängten Altäre werden befreit, die Glocken läuten wieder. In früherer Zeit war dieser Tag ein beliebter Tauftag, daher wurde er auch Taufsamstag genannt. Vor der Kirche fand die Feuer- und Wasserweihe statt. Zum Feuer wurden Haselnusszweige mitgebracht, angekohlt und zu den geweihten Palmzweigen auf die Felder gesetzt. Ein bedeutungsvoller Augenblick an diesem Tag ist, wenn zum ersten Mal „ die am Gründonnerstag gestorbenen Glocken wieder auferstehen“ oder von Rom zurückkehren“. Während der Zeit des Läutens muss man die Obstbäume im Garten begießen und schütteln, damit sie recht viel Früchte tragen, und Wasser aufs Dach schütten, damit kein Feuer entsteht. Der Karsamstagstau war ein beliebtes Schönheitsmittel.
Ostersonntag: Das Konzil von Nizäa legte fest, dass Ostern, das höchste kirchliche Fest, am ersten Sonntag nach dem Frühlingsanfang (21. März) folgenden Vollmond gefeiert wird. Daraus ergibt sich, das Ostern frühestens am 22. März und spätestens am 25. April gefeiert werden kann. Osterhase, Osterei, Osterlamm und Osterfeier gehören zu den vertrautesten Symbolen der Osterzeit. Nach dem langen Fasten wurde nun auch prächtig aufgetischt, die Dienstboten und das Gesinde trugen Essen in ihre Kammern, um es später zu verspeisen. In der Kirche wurden die Osterlaibe, Eier und Fleisch geweiht. Wenn es an Ostersonntag während des Gottesdienstes regnete, so blieb das zehnte Körnchen aus, und wenn es am Pfingstsonntag während der Kirche regnete, so kam das zehnte Körnchen wieder. Regnet es auf Ostern eine Trän, wird das Korn bis in die Sichel vergehen. Wind, der auf Ostern weht, noch vierzehn Tage geht.
Ostermontag: Am Nachmittag des Ostermontags ritten die Pferdebesitzer dreimal im Galopp um die Kirche. Wurde dabei ein Hufeisen locker oder fiel es ab, nagelte man es an die Kirchentür. An vielen Orten war das Beschenken der Patenkinder mit roten Eiern und Gebäck üblich. Die christlichen Ostereier symbolisieren das neue Leben, das die Eierschale immer wieder durchbricht; genau wie Jesus Christus Tod und Grab mit der Auferstehung überwand. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den roten Eierschalen zu. Die rote Farbe verweist auf den lebendigen, auferstandenen Christus und das durch ihn vergossene Blut.
Weißer Sonntag: Der Weiße Sonntag ist immer der erste Sonntag nach Ostern. An diesem Tag empfangen die zehnjährigen Kinder die erste heilige Kommunion. Regnet es am Tag vor Ostern oder am Weißen Sonntag, so gibt es viel regen zwischen Ostern und Pfingsten. Ein Regen auf Ostertag, mehr Regen denn schön Wetter sagt.
Vitalis 28. April: An Vitalis- Tag ging der Bauer auf das Feld und verteilte Wasser aus der grundeigenen Quelle oder dem Brunnen, in dem die ganze Familie zuvor die Hände gebadet hatte. Die Pflanzen liebten es, wenn sie mit der Kraft und der Seele der Menschen zusammenkamen. Gefriert/s auf Sankt Vital, gefriert/s noch fünfzehnmal.
Walpurgisnacht 30. April/ 1. Mai Hexennacht: Der Walpurgisabend ist der Vorabend des Namensfestes der heiligen Walpurga oder Walpurgis, die Schutz vor den Hexen gewährte. Es werden allgemein Vorkehrungen getroffen, um Dorf, Haus und Hof, Stall und Vieh vor den bösen Einflüssen der Hexen zu schützen, die an diesem Abend ihr Unwesen treiben. Nach dem Füttern der Tiere wurden die Stalltüren geschlossen und frisch ausgestochene Rasenstücke davorgelegt. Es herrschte der Glaube vor, dass die Hexen, wenn sie in den Stall wollten, erst die einzelnen Gräser dieser Rasenstücke zählen mussten, wozu sie bis Tagesanbruch brauchten, sodass Stall und Tiere von ihnen verschont blieben. Der 30. April, auch Freinacht genannt war in der Vergangenheit den ledigen Burschen vorbehalten, die sich einen Spaß daraus machten, Türen und Tore auszuhängen, Blumentröge, Hausbänke, nicht abgeschlossene Fahrräder, Schubkarren usw zu verziehen und neue Ensembles auf dem Dorfplatz zu gestalten. Sehr beliebt war es auch, eine Spur von ihm zu ihr zu legen. Entweder verwendete man dafür Sägemehl oder malte als Verbindung zwischen den beiden Häusern einen weißen Farbanstrich auf die Straße, der zum großen Bedauern der Betroffenen weit über den 1. Mai hinaus hielt. Solche Lektionen waren für die beteiligten Parteien in der Regel schwer zu verkraften, vor allem wenn die Beziehung noch nicht öffentlich war. Manchmal nutzten die Jugendlichen die Freinacht auch dafür , Ereignisse aus dem Gemeindeleben oder die verantwortlichen Lokalpolitiker zu karikieren. So wurden z. B. Ortsschilder mit Spottnamen überklebt oder an den Rathäusern Transparente mit frechen Versen angebracht. Die Ursprünge der Freinacht liegen nicht – wie oft vermutet und behauptet- in alten Hexenkulten, sondern haben mit dem alten Musterungstermin am Ersten Mai zu tun. Vor dem Eintritt in den Militärdienst bot sich hier für die jungen Männer noch einmal Gelegenheit zu ausgelassenen Streichen, bevor sie der „Ernst des Lebens“ in den Kasernen- weit weg von der Heimat- begann. Was wäre die Walpurgisnacht ohne das Aufstellen eines Maibaumes? In Remmesweiler ist es Tradition eine Birke zu schlagen , sie mit bunten Bändern zu schmücken und an einen markanten Platz aufzustellen. Entweder übernimmt die Organisation und Durchführung ein örtlicher Verein, oder die Straußjugend stellte den Maibaum am Dorfplatz bzw. vor dem Wirtshaus auf. Dann wurde ein großes Feuer entfacht und in den 1. Mai hineingefeiert. Wo ein Maibaum aufgestellt wird, lauern die Maibaumdiebe. Dieses ungeschriebene Gesetz gilt schon einige Jahrzehnte und hat schon die Gerichte beschäftigt. In den umliegenden Ortschaften lauern die Konkurrenten quasi schon, um einen Moment der Müdigkeit, der Unaufmerksamkeit oder des Leichtsinns zu erwischen, in dem sie die kostbare Beute entführen können. Natürlich ist ein gestohlener Maibaum eine (kleine) Niederlage, aber in der Regel sehen es die Beteiligten sportlich. Unterhändler werden zu Verhandlungen geschickt, um die Rückbedingungen festzulegen. Ein paar Fässer Bier, Brotzeiten und ein gemeinsamer Abend reichen in den meisten Fällen aus, um den Maibaum wieder in rechtmäßige Hände zurückzuführen. Hat der Maibaum alle Gefahren gut überstanden, beginnt das Aufrichten. So bald der Baum senkrecht steht, wird er in vorbereitete Verankerungen befestigt und die Musikkapelle spielt zum Maitanz auf.
Maifeier „Auf der Lind“ 2007
Mai
Von April bis Mai steigt die Temperatur am höchsten. Nachtfröste in diesen Monaten sind sehr verderblich für Äcker, Felder und Wein. Der Mai war beim Landvolk wegen seiner Spätfröste gefürchtet, dies besonders an den Tagen der drei Eisheiligen, auch Eismänner genannt (Pankratius 12. Mai, Servatius 13. Mai, Bonifatius 14. Mai), und der kalten Sophie. An drei Tagen im Mai, den sogenannten Bitttagen, finden regelmäßig Flur- oder Bittprozessionen von der Kirche aus statt, um den Segen des Himmels auf die Fluren und Feldfrüchte herabzuflehen, wobei an einzelnen Wegkreuzen oder Kapellen verweilt wird. Der Mai galt als schlechter Hochzeitsmonat. Ein überliefertes Sprichwort drückt es besonders drastisch aus: „Hochzeit im Mai, ist der Tod dabei:“ Am 1. Mai erfolgte nach dem Erteilen des Hirtensegens vielerorts zudem der Viehaustrieb der Herden auf die Weide. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war es in vielen Familien üblich, im Monat Mai auch zuhause einen Maialtar zu gestalten. Dabei wurde eine Marienstatue mit Blumen, vorzugsweise mit Maiglöckchen, geschmückt. Am 3. Mai pflegte man ein schönes Zahlenspiel: 3+5 = der dritte Mai und fünfte Monat ergeben zusammen acht. Das bedeutet, das man an diesem Tag die Augen aufbehalten sollte, vorsichtig sein musste. Wer sich verloben wollte, durfte nicht an einem Brennnesselstrauch vorbeigehen, kein Eisen anfassen, sich nicht unter einem Birnbaum küssen. Der Tag wird außerdem gefeiert im Gedenken an die Übergabe der Kreuzreliquie durch die Perser im Jahre 628 n. Chr.
Florian 4. Mai – Lostag. Der heilige Florian, der große Frühlingsheilige, war ein hoher Beamter und Hauptmann im römischen Herr. Er erlitt nach der Legende den Märtyrertod durch Ertränken in der Enns. Sankt Florian ist der Schutzpatron der Feuerwehrmänner und der Schmiede. Er hilft Menschen ebenso in Lebensnöten, wie ein folgender Spruch aufzeigt: O heiliger Sankt Florian ich bitt mir halt auch einen Mann, einen schönen und einen frommen, ich wollt, er tät balde kommen. Der Florian, der Florian, noch einen Schneehut setzen kann; Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus- zünd/ andre an! Der 7. Mai (Stanislaus) war ein Schwindtag. An diesem Tage sollte man keine Pflanzen kaufen, nichts umsetzten, dem Vieh Ruhe gönnen. Wer sich nicht daran hielt, büßte die Ernte ein, musste um die Baumfrüchte bangen- und die Bienen. Am 10. Mai , dem Antoniustag durfte nicht gesät, geerntet, gehackt, gepflanzt, gebaut und gesegnet werden. Die Eisheiligen: 11., 12., 13., 14. Mai. Mamertus, Pankratius, Servatius, bringen oft Kälte und Verdruss. Die drei Eisheiligen wurden auch „gestrenge Herren“, die „drei Gestrengen“ oder „Eismänner“ genannt. Sie stehen symbolisch für die gefürchtete Frostgefahr, die Anfang Mai erwartet wird. Zu diesem Zeitpunkt kann die Temperatur bis unter Null sinken. Sehr gefürchtet war der Sophietag, (15. Mai) , wegen des oft einsetzenden Regenwetters oder Kälterückfalls, weswegen der Tag oft auch „nasse oder kalte Sophie“ genannt wird. (Vor Nachtfrost bist du sicher nicht, bevor Sophie vorüber ist. Die heilige Sophie lebte im 3. Jahrhundert in Rom und erlitt den Martertod unter Kaiser Diokletian. Sie wird für gutes Gedeihen der Feldfrüchte angerufen. Der Himmelsfahrtag, der Gedenktag der Himmelfahrt Christi, ist eines der ältesten christlichen Feste. Er wird seit etwa 400 n. Chr. immer 40 Tage nach Ostern (der Ostersonntag wird dabei mitgezählt) an einem Donnerstag gefeiert. An diesem Tag wurde um Segen und Schutz vor Hagelstürmen und Frühjahrsgewittern und Abwehr aller Gefahren für Mensch und Tier gebetet. Zur Abwehr gegen den Blitzschlag band man Himmelfahrtskränze zusammen und hing sie an Häusern und Ställen auf, in manchen Gegenden fanden Flurritte und Umzüge statt.
Regen am Himmelsfahrtstag, so auch der ganze Herbst sein mag. Regen auf Himmelfahrt, wird Viehfutter schlecht bewahrt.
Maibaumspruch um 1850
Das Pfingstfest, das dritte der christlichen Hochfeste, wird stets am 50. Tag nach Ostern gefeiert und bildet den Abschluss des Osterfestkreises. An manchen Orten fanden Pfingstspiele statt, am Pfingstmontag (ein Schwendtag) wurden Spiele abgehalten, es fanden Flurumzüge und Wettrennen statt. Wer an diesem Tag am längsten schlief und zuletzt aufstand wurde „Pfingstlümmel“ genannt. Noch heute ist es mancherorts Brauch, an Pfingsten das mit Blumen geschmückte Vieh auf die Sommerweide zu treiben. Das Fest war gleichermaßen ein großer Tag für die Hirten.
Helle Pfingsten- dürre Weihnachten. Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein. Regnet/s am Pfingstsonntag, so regnet/s sieben Sonntag.
Der Fronleichnamstag wird manchmal auch als „Prangertag“ oder „Großer Prangertag“ (prangen= geschmückt, geziert sein) bezeichnet. Am Ende des Osterfestkreises wird Christus in Gestalt einer geweihten Hostie durch die Städte und Gemeinden getragen. Zur prunkvollen Ausgestaltung gehören außerdem Heiligenfiguren, die bei der Prozession mitgetragen werden, sowie Blumenteppiche, die in diffiziler Kleinarbeit hergestellt werden. Nach der Messe bewegt der Zug an festlich geschmückten Häusern vorbei zu den am Prozessionsweg aufgebauten Evangelienaltären, an denen kurz angehalten wird. Der heilige Sankt Vitus, (15. Juni) einer der 14 Nothelfer, starb unter dem römischen Kaiser Diokeletian als Märtyrer. Der Schutzheilige wird in allen Notfällen angefleht. Besonders bekannt ist er als Patron gegen die Fallsucht, den „Veitstanz“. Wer zur rechten Zeit aufwachen wollte, musste vor dem Schlafengehen ein Vaterunser beten und sagen: „Ein Vaterunser für Sankt Veit, dass er mich aufweckt zur rechten Stund und Zeit“. Zu Sankt Veit musste die richtige Heuernte beginnen, damit die Ernte ertragreich war. Um Johanni (24. Juni) hat die Sonne den Sieg errungen, lockt die Pflanzen aus der Erde und lässt alles fröhlich sprießen. Auf den Hängen und Spitzen der Berge kann man in der Nacht riesige Feuer sehen, die Menschen singen und tanzen um die so genannten Sonnwendfeuer und springen paarweise darüber hinweg, wenn die Glut etwas niedergebrannt ist. Der Sommer wird willkommen geheißen. In das Feuer werden Blumen, Heilkräuter und Wacholderzweige geworfen. Am Vorabend des Johannistages, der geheimnisvollsten und kürzesten Nacht des Jahres, am 23. Juni werden Johannisblumen gesammelt, hinter Kruzifixe und Heiligenbilder oder unter das Dach gesteckt, damit der Blitz nicht einschlägt.